Lange lag sie bei mir im Schrank und zierte meine Fotoecke in unserer Wohnung. Jetzt habe ich es endlich geschafft die Finetta 99 KB-Systemkamera aus dem Jahr 1952 mit 45 mm Wechseloptik f2,8 wieder neues Leben einzuhauchen.
Vielleicht kurz zur Vorgeschichte, wie ich zu dieser Kamera gekommen bin. Als mein Vater vor längerer Zeit bei sich den Wohnzimmerschrank ein wenig ausgemistet hat, viel ihm seine alte Finetta 99 in die Hände. Er recherchierte kurz im Internet und gab sie mir mit der Bitte mal zu gucken ob ich sie verkauft bekomme. Als ich anschließend auch ein wenig recherchierte, bekam ich ein paar mehr Informationen über die Kamera und habe auch erfahren welchen Wert sie heute noch hat.
An dieser Stelle vielleicht mal fix ein paar Eckdaten für die Technik begeisterten unter Euch:
- Finetta-Werk, P. Sarabèr, Goslar: Finetta 99 (1952) auch: Ditto 99 (in den USA)
- Kleinbildsucherkamera für Wechselobjektive, Federmotor für Filmtransport, Verschlusspannung und Bildzählwerk
Objektiv: Finetar f2,8/45mm - Es gab auch noch weitere Objektive: Finon S 2,8/45 (Makro), Finetar 4,5/70, Finetar 6,3/105, Finetar 4,3/35, Finetar 4,5/180 (?) und Finetar 6,3/240 (?)
- Schlitzverschluss mit Zeiten 1/25 bis 1/1000 Sek, später korrigiert auf 1/600 sek.
- Modell Finetta 99L mit Langzeiten bis 1 Sekunde
Das alles hat mich aber nicht dazu veranlasst, das gute Stück zu verkaufen. Irgendwie hatte ich sie lieb gewonnen, diese Retro-Optik Made in Germany gefiel mir einfach zu gut und war für mich irgendwie wie eine Leica. Also landete sie bei mir im Schrank und sollte mich an die analogen Zeiten der Fotografie erinnern. Schließlich hatte sie auch schon einiges von der Welt gesehen und begleitete meinen Vater damals auch auf seiner Afrika-Safari. Noch ein Grund sie nicht einfach zu verkaufen, schließlich hängen daran emotionale Erinnerungen!
Nach langer Zeit im Schrank führte ich die Kleine heute mal wieder aus, sie sollte etwas von der Welt sehen. Aber dafür benötigte ich erstmal einen 35mm Kleinbildfilm. Also die Mittagspause genutzt und ab zu Calumet Berlin. Dort lachten mich die Filme auch schon gut aufbewahrt in einem Kühlschrank an. Ich kam mit Herrn Rinke ins Gespräch und er guckte sich die Kamera sehr genau an und überprüfte die Finetta auf ihre Funktionstüchtigkeit. Dieser Moment der Überprüfung sorgte bei uns beiden für einen kurzen Schock, weil der Verschluss plötzlich hackte und nicht mehr zurück in seine Ausgangsposition wollte. Aber das Problem konnten wir relativ schnell wieder beheben, es lag am Einstellrad für die Verschlusszeit, welches beim Testen nicht ganz eingerastet war. Diese Erkenntnis sorgte aber auch für ein Aha-Erlebnis bei uns beiden, was die Mechanik der Kamera anging. Ich möchte hier kurz das wirklich sehr freundliche und kompetente Personal bei Calumet loben. Ein schickes und gut sortiertes Fachgeschäft mit allem, was das Herz begehrt. Vielen Dank für die Beratung. Ich hatte wirklich das Gefühl, dass man sich in meine Situation einfindet und dementsprechend die beste, passende Lösung sucht und nicht nur irgendwas verkaufen möchte.
Ich redete dann noch ein wenig mit Herrn Rinke und merkte wie er selbst ganz ins Schwärmen geriet, als er das Objektiv auf seine Funktion hin testete. Dabei haben wir leider auch einen kleinen Fehler in der Linse feststellen müssen, was aber nicht weiter schlimm sein muss und ggf. für schöne Lichtreflexionen sorgen könnte. Als Herr Rinke den Film in die Kamera eingelegt hat und die ersten beiden Bilder praktisch ins leere geschossen hat, hat man ja früher so gemacht, übergab er mir die Kamera und wünschte mir viel Spaß. Ich bedankte mich, zahlte 3,90 Euro für den Film und verließ das Geschäft mit einem breiten Grinsen.
Fotowelt du kannst doch so schön sein.
…Fortsetzung folgt.